Perlen der böhmischen Provinz: Exkursion nach Kladruby, Svojšín und Tachov am 24. Juni 2018

Wie vielseitig unser Nachbarland Tschechien ist - und dass man, um wahre Schätze zu sehen, nicht unendlich weit in die Ferne
schweifen muss - zeigte uns die diesjährige Exkursion in die Region um Tachov (dt. Tachau, Region Pilsen). 12 gut gelaunte
Teilnehmer machten sich am gestrigen Sonntagmorgen in Greiz auf den Weg und erreichten gegen 11 Uhr das
Kloster Kladruby (dt. Kladrau).
Bei einer sachkundigen Führung durch die Gebäude des 900 Jahre alten, ehemaligen Benediktinerklosters konnte der Blick schweifen und
die unzähligen Details etwa der symbolträchtig ausstaffierten Klosterkirche wirken lassen. Im Zuge der Josephinischen Reformen im
Habsburgerreich wurde das Kloster 1785 aufgelöst und ging wenige Jahrzehnte später in den Besitz der Fürsten von Windisch-Graetz über,
einem österreichischen Adelsgeschlecht, das in der Region viele Spuren hinterlassen hat. Gegenstand der Führung waren außerdem
der Kreuzgang mit Figuren von Matthias Bernhard Braun, und die später durch die fürstliche Familie eingerichtete Bibliothek.

Die nächste Station war das Schloss in
Svojšín (dt. Schweißing) - ein Kleinod westlich von Stříbro (dt. Mies), wo wir von einigen sehr
rührigen älteren Damen empfangen wurden, die uns die renovierten Räumlichkeiten des Landschlosses und damit nicht zuletzt auch die Früchte
der eigenen Arbeit gerne präsentierten. Das herrschaftliche Schloss war 1723 von Graf Jan Václav Příchovský erbaut worden. Gegen Ende
des 18. Jahrhunderts fiel es in den Besitz eines Ritters von Bigatto; 1812 übernahm es Karl Anton Freiherr von Juncker-Bigatto.
Bekannt ist es in Deutschland insbesondere aufgrund der Schilderungen, die Barbara von Wulffen in ihrem Erinnerungsbuch "Urnen voll Honig"
niedergeschrieben hat. Die 1936 geborene Schriftstellerin ist eine Gräfin von Podewils-Juncker-Bigatto und verbrachte ihre Kindheit in Böhmen,
von wo sie 1945 mit ihrer Familie vertrieben wurde. über viele Jahrzehnte verfiel das Schloss bzw. wurde anderweitig genutzt; seit 1990
ist das Areal im Besitz der Gemeinde, die sich heute mit Erfolg um eine Sanierung und sinnvolle Nutzung bemüht. Barbara von Wulffen
besucht regelmäßig ihre alte Heimat und verbringt einige Tage in Schweißing.

Im Sommer-Café des Schlosses kann man die Aura des sprichwörtlich wieder zum Leben erweckten Schlosses und seiner lauschigen Parkanlagen
auf sich wirken lassen, dazu plätschert der Springbrunnen. Ein Kaffee und dazu ein Stück "Marlenka" (böhmischer Honigkuchen) - perfekt!
Zum Abschluss der Exkursion ging es nach Tachau, wo wir die
Reitschule von Světce besichtigten. Das verspielt anmutende Gebäude verlockt
zu einem Besuch, der auch belohnt wird. Die Mitte des 19. Jahrhunderts von Feldmarschall Alfred I. von Windisch-Graetz erbaute Reitschule
ist die größte ihrer Art in Tschechien und nach der Hofreitschule in Wien die zweitgrößte in Mitteleuropa. Bei einer schwungvoll gestalteten
Führung wurden uns Aspekte ihrer Geschichte wie auch der nach 1989 dringend notwendigen Sanierung und heutigen
Nutzung - im Sommer insb. für kulturelle Zwecke - verdeutlicht.

Im Resümee bleiben Eindrücke von echten "Perlen" der böhmischen Provinz, von Spuren einer jahrhundertelangen Geschichte, die den Besucher
einerseits begeistern, aber auch Fragen stellen, etwa was die zukünftige Nutzung angeht. Umso erfreulicher war es, zu sehen, das durchaus
auch Antworten gefunden und einmalige Kulturdenkmäler erhalten werden.
Exkursion in die Region um Tachau (© C. Uhlig)